Wenn Dein Pferd tot ist, steige ab!
„Wenn Dein Pferd tot ist, steige ab.“
So kann ein neues Jahr auch beginnen: mit der Herausforderung, Dinge und Menschen, die wir lieben, loszulassen, uns nicht mehr an unseren Erwartungen, Wünschen und Sehnsüchten festzuklammern, sondern den Weg frei zu machen für neue Erfahrungen und Begegnungen.
Allzu oft passiert ja genau das Gegenteil: wir halten an alten Gewohnheiten und (scheinbar) bewährten Verhaltensmuster fest in dem (angenommenen) Glauben, wir hätten doch schon alles getan um verbunden zu sein mit uns selbst, unserem ureigenen Wesenskern; wir hätten schon genau das Verhalten erreicht, das uns gut tut und mit dem wir unsere Ziele erreichen können. So oft und soviel haben wir schon darüber nachgedacht, haben Möglichkeiten abgewägt und Szenarien entworfen, wie wir uns selbst, das eigene Tun optimieren können. Und sind zu genau dem Ergebnis gekommen, das wir nun leben! Dass sich nach und nach hier und dort Abweichungen von den ursprünglichen Erkenntnissen eingeschlichen haben, die unsere Vorhaben beeinträchtigen, manchmal sogar regelrecht torpedieren, bemerken wir im Alltag meist gar nicht, so leise geht dies vonstatten.
Dennoch ist unter Umständen irgendwie das Leben, der Alltag, manches Vorhaben schwer geworden, anstrengend, aufreibend, Kraft zehrend. Immer öfter fehlt uns die Zeit zur Regeneration, Zeit für echte Pausen, in denen wir uns erholen können und in denen unsere Seele wieder frei atmen kann. Ohne Anspruch, ohne Zwang etwas bestimmtes erreichen zu müssen. Trotzdem halten wir weiter fest, schließlich haben wir doch alles schon tausendmal durchdacht. Und glauben, wenn ein bestimmter (Lebens-)Entwurf nun nicht mehr passt, es läge an uns, an unserer mangelnden Anpassungsfähigkeit, an zu hohen Erwartungen anderen gegenüber und unserer mangelnden Bereitschaft, uns auf etwas einzulassen.
Aber ist das wirklich so?
Ist es nicht so, dass wir nicht wahrhaben wollen, was geschehen ist und ständig verzweifelt versuchen, das „Pferd“ weiter anzutreiben, in Gang zu halten? Ist es nicht eher so, dass wir vergessen haben, in uns zu spüren, was uns wirklich wichtig ist im Hier und Jetzt? Dass wir dem eigenen Empfinden nicht die Wichtigkeit zuschreiben, die es braucht, um in Übereinstimmung damit einen für uns stimmigen Weg einschlagen zu können? Dass wir Sicherheit und Schutz nicht in uns selbst suchen und finden, sondern uns nur allzu gerne an anderen orientieren, denen wir dadurch Macht über unser Leben geben? Wenn dann Unstimmigkeiten auftreten, spüren wir vielleicht, dass „etwas“ nicht stimmt, dass es uns so schwer fällt uns einzulassen, zu vertrauen… Wir haben verlernt, uns selbst und dem Leben zu vertrauen!
Und dann passiert etwas Unvorhergesehenes … Etwas, womit wir nicht gerechnet haben. Etwas, das unser Leben (fast) auf den Kopf stellt, es zumindest in Frage stellt – und das auf vielerlei Ebenen.
In diesem Moment braucht es MUT zu sich zu stehen und vom „Pferd zu steigen“:
MUT,
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den Tatsachen ins Gesicht zu schauen,
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anzuerkennen, was wir bisher versucht haben,
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anzuerkennen, was diese Versuche in uns bewirkt haben,
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anzuerkennen, wie wir uns damit fühlen
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und dass wir vielleicht einen (Um-)Weg gegangen sind, der uns unseren Zielen und Visionen nicht (erkennbar) näher gebracht hat.
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Diese neue Perspektive – mit beiden Beinen auf dem Boden, geerdet und auf Augenhöhe mit dem Thema, dem wir unsere Aufmerksamkeit schenken – gewährt Einblicke in vielleicht verschüttete oder ignorierte Aspekte unseres Seins. Und: Ja, das kann sehr schmerzhaft sein und Ängste auslösen, wir würden die Veränderung nicht schaffen. Aber auch diese wollen gesehen, anerkannt und in uns angenommen werden. Denn nur in der Anerkennung des eigenen Weges, der eigenen Wahrnehmungen, der eigenen WAHRHEIT liegt die Chance zur Wandlung, die wirklich aus dem Herzen kommt. Plötzlich werden Türen für neue Erfahrungen geöffnet, die wir vorher noch nicht einmal in ihrer Existenz wahrgenommen haben. Es entsteht eine Freiheit in der Begegnung, an die wir im Traum nicht gedacht haben. Wir öffnen unseren Geist und unser Herz für Möglichkeiten, die vorher undenkbar waren. Dann ist Frieden – innerer Frieden – möglich, der sich absichtslos, annehmend und gelassen auf das eigene Umfeld ausbreiten kann.
Manchmal braucht es auch ein wohlwollendes Gegenüber, dass offen zuhört ohne zu werten, einen Blick von außen auf das Thema hat, Impulse gibt, nichts erwartet, v.a. aber nicht involviert ist, weder in das eigene Leben noch in Ziele, Vorhaben oder Visionen. Dieses neutrale Gegenüber hat einen entscheidenden Vorteil: eine Verhaltensveränderung im Alltag hat keinerlei Auswirkungen auf die Sicherheit in der Beziehung. Im Gegenteil: durch die Gewährung eines „Experimentierfeldes“ kann jeder wieder zur eigenen Sicherheit in sich selbst finden!